Nachruf Prof. Dr. Franz-Josef Kemper
Franz-Josef Kemper wurde 1944 in Bonn geboren. Nach einem Lehramtsstudium in Bonn, Berlin und München mit den Fächern Mathematik und Geographie, das er mit dem Ersten (Wissenschaftlichen) Staatsexamen abschloss, ging er sofort in die Wissenschaft, und zwar zuerst als Assistent in Bonn, wo er 1975 über ein freizeitgeographisches Thema promovierte. Thema seiner 1988 abgeschlossenen Habilitationsschrift war „Wandel und Beharrung von regionalen Haushalts- und Familienstrukturen“ am Beispiel Deutschlands zwischen 1871 und 1978. Zweimal vertrat er kurzzeitig eine Professur, 1979/80 in Osnabrück eine für Humangeographie, 1991/92 in Tier eine für Angewandte Geographie mit dem Schwerpunkt auf quantitativen Verfahren. 1993 wurde er apl. Professor an der Universität Bonn. Seit 1995 hatte er an der Humboldt-Universität zu Berlin eine Professur für Bevölkerungs- und Sozialgeographie inne. Wie schon aus seinen beruflichen Stationen hervorgeht, wurden zwei inhaltliche und ein methodischer Schwerpunkt von F.-J. Kemper besonders gepflegt: inhaltlich die Bevölkerungsgeographie (die immer auch sozialgeographische Fragen einschloss) und die Stadtgeographie, methodisch die quantitativen Verfahren. Im Rahmen der Bevölkerungsgeographie konzentrierte er sich vor allem auf Fragen der Migrations- und Segregationsforschung mit dem regionalen Schwerpunkt Deutschland. Nicht von ungefähr war F.-J. Kemper auch Mitherausgeber des Bevölkerungsbandes des Nationalatlasses. Wie breit F.-J. Kemper mit diesen Schwerpunkten in den humangeographischen Diskursen aufgestellt war, zeigen seine wiederholten Überblicksartikel, so der zur „Sozialgeographie“ von 2005 und zum „Metropolen“-Begriff 2006. Diese Beiträge sind Musterbeispiele für Kempers Streben nach begrifflicher Präzision. Das einführende Lehrbuch zur Bevölkerungsgeographie seines Lehrers Kuls hat er überarbeitet und aktualisiert. Nach seiner Pensionierung 2009 hat F.-J. Kemper Engpässe in der Lehre auffangen helfen und eine Vorlesung zur Kulturgeographie völlig neu konzipiert und gehalten. Er war begeistert von den vielen neuen Erkenntnissen, die er durch die intensive Einarbeitung in dieses über seine bisherige Lehre fachlich deutlich erweiterte Gebiet gewonnen hat. In jüngster Zeit hat sich F.-J. Kemper, überzeugt davon, dass das Thema Umweltmigration und Umweltflucht auf der wissenschaftlichen Tagungsordnung bleiben wird, in einer Metastudie mit der Frage auseinandergesetzt, inwieweit es berechtigt ist, Umweltveränderungen als Hauptauslöser gegenwärtiger Migrationsströme anzusehen, oder ob nicht multikausale Ansätze i. d. R. weiterführen. Begründet fand er Letzteres. Am 2. Januar 2013 verstarb Franz-Josef Kemper. Wir verlieren mit ihm einen kompetenten Fachwissenschaftler, der sich selbst nie lautstark in den Vordergrund gedrängt hat, einen anregenden Gesprächspartner auch über das Fachliche hinaus, der sich für das, was andere machten, intensiv interessierte, und nicht zuletzt einen in Institutsangelegenheiten verlässlichen, kompromissbereiten Kollegen und fairen Mitprüfer, dessen feiner Humor manche Klippen kleiner werden ließ und Gegensätze überwinden half. Seine Gewissenhaftigkeit in allen Dingen, sein so unaufgeregter Kommunikationsstil und seine Menschlichkeit werden uns fehlen. |