THICE: Transformations in Housing and Intergenerational Contracts in Europe

Projektbeschreibung:
Dieses Projekt zielt darauf ab, das Verständnis dafür zu vertiefen, wie Wohnungsvermögen die intergenerationellen Beziehungen in Europa neu gestaltet, und sozial gerechte Lösungsansätze zu entwickeln. In den letzten Jahrzehnten haben zunehmende Wohnungsungleichheiten – mit einer wachsenden Konzentration von Vermögen bei Hauseigentümer*innen, insbesondere älteren, sowie einem abnehmenden Zugang zu bezahlbarem Wohnraum, vor allem für jüngere Erwachsene – die europäischen Gesellschaften stark beeinflusst. Gleichzeitig ist eine Wiederbelebung familiärer Abhängigkeiten und intergenerationeller Transfers zu beobachten, die Wohlfahrt und Übergänge im Lebensverlauf jüngerer Generationen sichern.
Intergenerationelle Unterstützung – sowohl finanzieller als auch praktischer Art – konzentriert sich zunehmend auf das Thema Wohnen, etwa in Form eines Anstiegs von erwachsenen Kindern, die wieder bei den Eltern wohnen, oder familiärer Hilfe beim Kauf der ersten Immobilie. Dies stellt einen tiefgreifenden Wandel des intergenerationellen Vertrags dar.
Zur Untersuchung dieser Umstrukturierung verfolgt das Projekt einen vergleichenden, interdisziplinären Ansatz, der quantitative und qualitative Analysen integriert. Während sich die Arbeitspakete 1 bis 4 auf die Analyse der institutionellen Grundlagen intergenerationeller Beziehungen, die unterschiedlichen Bedeutungen und Praktiken von Familie und Verwandtschaft und deren Verflechtungen mit Wohnen und Haushaltsbildung, die Formen und Auswirkungen intergenerationeller Unterstützung sowie auf die Ungleichheiten zwischen und innerhalb von Generationen im Kontext Wohnen konzentrieren, wird das abschließende Arbeitspaket Visionen und Best-Practice-Beispiele für „Zukünfte des intergenerationellen Wohnens“ entwickeln.
Förderung:
Gefördert durch: VolkswagenStiftung
Initiative: Herausforderungen und Potenziale für Europa: Intergenerationelle Zukünfte
Förderzeitraum: 01. September 2024 – 31. August 2028 (4 Jahre)
Work Packages:
Diese Abbildung veranschaulicht die Wechselwirkungen zwischen den fünf Work Packages des Projekts und den beteiligten Teammitgliedern. Jedes Work Package bearbeitet eigenständige Forschungsfragen mit methodischen Ansätzen, die auf seinen jeweiligen Schwerpunkt zugeschnitten sind.
WP1: Institutionelle Konfigurationen
Dieses Work Package untersucht, wie Institutionen, politische Maßnahmen und Akteure in unterschiedlichen nationalen Kontexten intergenerationelle Beziehungen durch das Thema Wohnen prägen. Es kombiniert vergleichende Politikanalyse mit qualitativen Fallstudien, um zu verstehen, wie Wohlfahrtsstaaten den Transfer und die Nutzung von Wohnungsvermögen strukturieren. Durch die Analyse von Datensätzen und Experteninterviews kartiert WP1 institutionelle Rahmenbedingungen und politische Veränderungen in vier Ländern im Zeitraum von 2000–2020. Die Ergebnisse liefern einen wichtigen Kontext für die späteren Projektphasen, indem sie aufzeigen, wie wohnungspolitische Maßnahmen intergenerationelle Unterstützung und sozioökonomische Ungleichheiten beeinflussen.
WP2: Zwischenmenschliche Beziehungen
WP2 untersucht, wie familiäre und verwandtschaftliche Beziehungen Wohnentscheidungen und intergenerationelle Unterstützung in unterschiedlichen nationalen und kulturellen Kontexten beeinflussen. Durch vertiefende Interviews mit 25- bis 40-jährigen Personen und deren Angehörigen analysiert dieses Work Package die alltäglichen Strategien von Familien beim Zugang zu Wohnraum und dessen Verwaltung. Im Fokus stehen dyadische Länderpaare (Irland–Spanien und Deutschland–Niederlande), um zu erforschen, wie formale Systeme (z. B. Hypotheken) und informelle Normen Haushaltsgründung und Unterstützung prägen. Die Feldforschung in vier Städten – Amsterdam, Berlin, Dublin und Granada – zeigt auf, wie Familien auf Wohnungsdruck reagieren und wie sich ihre Praktiken in größeren intergenerationellen Dynamiken widerspiegeln. Die qualitativen Erkenntnisse aus WP2 ergänzen die institutionellen Analysen von WP1 sowie die statistischen Ergebnisse von WP3 und WP4.
WP3: Intergenerationelle Transfers
WP3 nutzt quantitative Methoden, um zu analysieren, wie intergenerationelle Unterstützung Wohnverhältnisse und breitere Lebensverläufe in vier Ländern beeinflusst. Basierend auf harmonisierten internationalen und nationalen Datensätzen untersucht dieses Work Package finanzielle und praktische Unterstützungsformen zwischen Generationen – wie Erbschaften, gemeinsames Wohnen oder Bürgschaften für Hypotheken – und deren Unterschiede in Bezug auf sozioökonomischen Status, Geschlecht, ethnische Zugehörigkeit und Wohnsysteme. Darüber hinaus wird analysiert, wie diese Unterstützungsformen zentrale Lebensaspekte wie Wohnqualität, finanzielle Stabilität und Übergänge im Lebensverlauf (z. B. Familiengründung oder Wohneigentum) beeinflussen. Durch die Modellierung dieser Dynamiken liefert WP3 wichtige Erkenntnisse darüber, wie wohnbezogene Unterstützung soziale Ungleichheiten verstärken oder abmildern kann und verknüpft diese mit der makroanalytischen Perspektive von WP4.
WP4: Generationelle Ungleichheiten
WP4 verfolgt einen makroanalytischen quantitativen Ansatz, um zu analysieren, wie Wohnen zu Ungleichheiten innerhalb und zwischen Generationen in Europa beiträgt. Anhand harmonisierter Datensätze untersucht es Unterschiede in Bezug auf Wohnstatus, -vermögen, -kosten und -qualität sowie deren Überschneidungen mit breiteren sozioökonomischen Faktoren wie Einkommen, Bildung und ethnischer Zugehörigkeit. Zudem analysiert WP4, wie wohnbezogene Unterstützungsformen Ungleichheiten auf Bevölkerungsebene beeinflussen und nationale Muster mit politischen Maßnahmen und Wohlfahrtssystemen verknüpft sind. Durch die Kombination aktueller Entwicklungen mit Modellierungen künftiger intergenerationeller Transfers liefert dieses Work Package Einblicke in die langfristigen Auswirkungen wohnungsbezogener Spaltungen und die Nachhaltigkeit intergenerationeller Solidarität.
WP5: Zukünfte des intergenerationellen Wohnens
WP5 fasst die Ergebnisse des gesamten Projekts zusammen, um Wege zu gerechteren und nachhaltigeren intergenerationellen Wohnsystemen aufzuzeigen. Es bündelt empirische Erkenntnisse aus allen vorherigen Work Packages durch laufende Zusammenarbeit, gemeinsame Veröffentlichungen und eine abschließende internationale Konferenz. Ein beratendes Expertengremium sowie nationale Workshops mit Stakeholdern unterstützen die Übertragung der Forschungsergebnisse in praxisnahe politische Empfehlungen. Ziel ist es, Best-Practice-Beispiele und innovative Lösungen – wie gemeinschaftliches Wohnen, Wohnungsgenossenschaften oder Modelle zur Kapitalfreisetzung – hervorzuheben, die intergenerationelle Solidarität fördern. WP5 wird Empfehlungen zur Verbesserung von Wohnpolitik und rechtlichen Rahmenbedingungen entwickeln, um diese besser auf Lebensverläufe abzustimmen und intergenerationelle Fürsorge sowie wirtschaftlichen Austausch zu unterstützen.