Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät - Wirtschaftsgeographie

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Die Entwicklung der deutschen Sprengstoffindustrie am Beispiel der staatlichen Pulverfabriken im Deutschen Reich bis 1918

Projektbeschreibung

Die Produktion von Sprengstoffen (Nitrozellulosepulver, Nitroglycerinpulver, Trinitrotoluol) war bis zur deutschen Reichsgründung 1871 im wesentlichen lokal organisiert. Dabei war ein Dualismus zwischen staatlichen und privaten Pulverfabriken charakteristisch. Die einzelnen deutschen Königreiche und z.T. auch Fürstentümer besaßen in geringem Umfang eigene Fabriken, in denen die für die Landesarmee benötigten Sprengstoffe produziert wurden. Der Ausstoß dieser Fabriken reichte meist aber nur für den Armeebedarf zu Friedenszeiten. In Kriegszeiten mußte dagegen Munition von privaten Pulverfabriken aufgekauft werden, die es in weitaus größerer Anzahl gab. Die privaten Pulverfabriken schlossen sich nach der Reichsgründung aufgrund gefallener Zollgrenzen und anderer Behinderungen und wegen des gestiegenen Bedarfs durch die Industrialisierung und die Vergrößerung der Armee zu Syndikaten zusammen. Bis zur Jahrhundertwende war darüber hinaus eine starke Konzentration der privaten Pulverfabriken durch Firmenzusammenschlüsse zu beobachten. Wichtigste private Pulverfabrik im Deutschen Reich waren schließlich die Vereinigten Köln-Rottweiler Pulverfabriken, die Standorte im ganzen Deutschen Reich hatten. Demgegenüber gab es lediglich wenige Standorte staatlicher Pulverfabriken: die Königlich-Preußischen Pulverfabriken in Spandau, Hanau und in Plaue (ab 1914), die Königlich-Sächsische Pulverfabrik in Gnaschwitz sowie die Königlich-Bayerischen Pulverfabriken in Ingolstadt und Dachau.

Mit diesem Forschungsprojekt soll am Beispiel der staatlichen Pulverfabriken untersucht werden, wie sich die technischen Anforderungen der Pulverproduktion in der Standortentwicklung und baulichen Gestaltung der Produktionsanlagen niedergeschlagen haben und welche Rückwirkungen diese hoch sensible Produktion auf die Entwicklung des näheren Umfeldes hatte. Beispielhaft soll hierfür die ehemalige Königlich-Preußische Pulverfabrik bei Plaue (H.) in Kirchmöser sein, die als Antwort auf das Scheitern der deutschen Blitzkriegsstrategie in den ersten Monaten des Ersten Weltkriegs aus dem Boden gestampft wurde.

Projektleiter

  • Dr. Sebastian Kinder

Mitarbeiter

  • studentische Hilfskräfte (zur Beschaffung von Literatur)

Projektzeitraum

  • Frühjahr 2003 bis Herbst 2006

Projektfinanzierung

  • selbstfinanziert durch die Humboldt-Universität zu Berlin (C1-Stelle)
  • Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege
  • verschiedene Sponsoren

Kooperationspartner

  • Luise Buchinger (Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege)
  • Anja Castens (Amt für Stadtsanierung und Denkmalschutz der Stadt Brandenburg))
  • Wayne Cocroft (English Heritage)
  • Jeffrey Johnson (Villanova University)
  • Roy MacLeod (University of Sydney)