Standorte und räumliche Muster der Stadterweiterung im stadtregionalen Kontext
Teilprojekt der DFG-Forschungsgruppe "Neue Suburbanität - Stadterweiterung in Zeiten der Reurbanisierung"
Projektkurzbeschreibung
Nach einer Phase eher verhaltenen Stadtwachstums sowie eines Fokus auf Innenraumentwicklung, steht die Erweiterung und Neuerschließung in und an den Rändern von Verdichtungsräumen wieder auf der Agenda stadtentwicklungspolitischer und -planerischer Debatten – jüngst noch befeuert durch die Aussage des Bundeskanzlers, dass wieder wie in den siebziger Jahren Großsiedlungen auf der grünen Wiese errichtet werden müssten, um die Wohnungsnot zu beheben. Zugleich bestehen vielfältige Ansprüche und Anforderungen an zeitgemäße Stadterweiterungsprojekte. Dazu gehören nicht nur politische Vorgaben bezüglich behutsamer Flächeninanspruchnahme und ressourcensparendem Bauen, sondern auch planerische Leitlinien im Hinblick auf Grün- und Freiflächenplanungen oder Mobilitätskonzepte, aber auch die ganz unterschiedlichen Bedarfe und Wünsche, die in einer multidiversen Gesellschaft mit Blick auf neu errichteten Wohnraum bestehen. Aus planerischer Perspektive ist darüber hinaus die Anordnung neuer Quartiere im stadtregionalen Kontext ebenso von Relevanz wie deren funktionsräumliche Ausstattung im Hinblick auf Orte des Wohnens, Arbeitens und Erholens, der Infrastrukturen und der Daseinsvorsorge. Hinzu kommt die Notwendigkeit großskalige Stadterweiterungsvorhaben im regionalen Kontext zu koordinieren und mit kommunalen und regionalen Planungsinstitutionen abzustimmen.
Im Fokus des an der HU bearbeiteten Teilprojekts des Forschungsverbunds “Stadterweiterung in Zeiten der Reurbanisierung“ stehen die räumlichen Muster, die sich auf der Betrachtungsebene der Stadtregion im Zuge der Stadterweiterung herausbilden. Diese Muster werden darauf hin befragt, inwieweit sie stadtentwicklungspolitischen und planerischen Zielstellungen Rechnung tragen. Hierfür soll im ersten Schritt mithilfe von Fernerkundungsdaten eine GIS-gestützte Bestandsaufnahme und Typisierung rezenter Stadterweiterungsprozesse erarbeitet werden. Für fünf Fallstudienregionen (Berlin-Brandenburg, Frankfurt/Rhein-Main, München, Hamburg und Freiburg i. B.) werden die neu entstandenen Stadtbereiche dann hinsichtlich ihrer funktionsräumlichen Ausstattung betrachtet und – indem bestehende und geplante Standorte der Daseinsvorsorge, des täglichen Bedarfs oder der Verkehrsinfrastruktur analysiert werden – bewertet.
Mithilfe von Experteninterviews, Vor-Ort Besuchen sowie der Analyse von Planungsdokumenten und Pressetexten sollen darüber hinaus Aussagen über die sozialräumliche Einbettung der neuen Siedlungsbereiche in den regionalen Kontext getroffen werden. Anhand von Wohnungstypologien und der mit dem Wohnungsneubau anvisierten Zielgruppen wird schließlich diskutiert, inwiefern die politisch formulierten Wohnraumbedarfe tatsächlich erfüllt werden. Auch sollen diese Methoden dazu dienen, einen Fokus auf die Koordination verschiedener Akteure mit ihren jeweiligen Positionen zu setzen, um in vergleichender Perspektiver verschiedener regionaler Arrangements, Konfliktlinien aber auch Potentiale für wirksame Strategien und Instrumente einer möglichst nachhaltigen Stadterweiterung herauszuarbeiten.
Projektlaufzeit: 2023-2027
Projektleitung: Prof. Dr. Henning Nuissl (Humboldt-Universität zu Berlin)
Projektbearbeitung: Michael Swiacki (Humboldt-Universität zu Berlin)