Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät - Zentrale Dienste

Kurzer historischer Abriss

 

Den Grundstock der Sammlung bildete die aus etwa 1.800 Karten bestehende Sammlung von CARL ZÖPPRITZ (1838-1885) aus Königsberg i.Pr., von dessen Witwe sie im Jahre 1887 käuflich erworben wurde. Die für den Lehrbetrieb bestimmte Sammlung wurde zunächst nur unbedeutend vermehrt, sie umfasste am 31.3.1889 erst 46, am 31.3.1899 140 Nummern. Seit April 1900 war OTTO BASCHIN als Kustos am Geographischen Institut, welches im Jahre 1902 aus der alten Bauakademie am Schinkelplatz Nr. 6 in die Georgenstr. 34/36, im März 1931 in die Universitätsstr. 3b, verlegt wurde, tätig. Unter seiner Leitung erfolgte der systematische Ausbau der Sammlung. Die wichtigsten topographischen und geologischen Kartenwerke der deutschen Bundesstaaten sowie einiger benachbarter Staaten (insbesondere Österreich-Ungarn und der Schweiz) wurden teils als Geschenke der betreffenden Behörden überwiesen, teils durch Kauf erworben. Hervorzuheben ist hierbei als größtes Kartenwerk die 2810 Blätter umfassende Sammlung der Meßtischblätter des preußischen Staates und der kleineren Bundesstaaten, die von der königlichen Bibliothek zu Berlin dem Institut übergeben wurde. Durch die zahlreichen Neuanschaffungen war die Sammlung am 31.3.1909 auf 739 Nummern mit mehr als 18.000 Blättern und ca. 300 Atlanten angewachsen. Ein alphabetischer und ein Sachkatalog sowie ein Autorenregister standen zur Verfügung. Als besonders vorteilhaft erwies sich die räumliche Verknüpfung mit dem Institut/Museum für Meereskunde (Georgenstr. 34/36), so dass sowohl die Bibliotheken und Sammlungen, als auch das Fachpersonal zu beiderseitigem Nutzen eingesetzt werden konnten.

Während des Krieges erfolgte eine nahezu komplette Auslagerung vor allem in die Mansfeldischen Bergwerke, von wo aus noch in den 50er Jahren Kartenkisten an das Geographische Institut zurückgesandt wurden. Im Gegensatz zum Museum, dessen Ruine im Jahre 1956 schließlich abgerissen wurde, wies das Geographische Institut nur geringfügige Kriegsschäden auf. Für den Neuaufbau der Sammlung waren insbesondere CHARLOTTE PAPE sowie JOACHIM MARCINEK verantwortlich. Die alten Kataloge blieben unauffindbar, so dass neue Verzeichnisse nach dem Regionalprinzip angelegt wurden. Verlustquoten konnten demzufolge nicht ausgewiesen werden. Bedingt durch die Zerstörung des Institutes/Museums für Meereskunde wurde auch ein Teil der dort vorrangig aus Seekarten bestehenden Sammlung vom Geographischen Institut der Humboldt-Universität übernommen. Über den Verbleib der besonders wertvollen Unikate und Rara (z.B. eine fünfbändige Ausgabe von "The English Pilot") ist jedoch nichts bekannt. Ca. 3500 Blätter dieser Sammlung wurden später dem Armeemuseum in Potsdam übergeben.

Im Jahre 1968 erfolgte im Rahmen der 3. Hochschulreform der DDR die Gründung der Sektion Geographie, in deren Folge auch die Wirtschaftsgeographie (vormals in der Spandauer Straße) in das Gebäude Universitätsstraße 3b zog. Da jedoch nicht ausreichend Räume zur Verfügung standen, wurde der historische Teil der Kartensammlung, dem Benutzer unzugänglich, in den Keller des Hauses verlagert. Auch nach dem im Februar 1994 erfolgten Umzug des Geographischen Institutes in die Chausseestr. 86 musste wieder ein beachtlicher Teil der Sammlung unter nicht optimalen Bedingungen im Keller gelagert werden, so dass viele Kartenblätter Schaden genommen haben. Seit September 2003 befindet sich die Kartensammlung auf dem Campus Adlershof in der Rudower Chaussee 16. Bedingt durch die große Anzahl an Kartenblättern, incl. Dubletten mehr als 125.000, ist auch hier der größte Teil der Sammlung im Kellermagazin aufbewahrt, jedoch nun unter weitaus günstigeren klimatischen Bedingungen.

Seit März 1980 wurde die Sammlung von GERD SCHILLING betreut, der als einer von drei Kartographen am Institut tätig war. In den 90er Jahren wurde mit der Einführung der Computertechnik die rechnergestützte Recherche der Sammlung vorangetrieben.  Für die Erfassung der Daten waren insbesondere GESINE und GÜNTHER HENKE, von 1990 bis 2005 Mitarbeiter im Geographischen Institut, zuständig. Mehr als 90 000 Kartenblätter wurden erfasst.

Im Jahre 2020, mit dem Ausscheiden des noch verbliebenen Kartographen GERD SCHILLING, wurde auch die Kartographie aufgelöst und die zur Verfügung stehende halbe Planstelle des Sammlungsleiters wurde unter der Leitung der Professoren ELMAR KULKE und CHRISTOPH SCHNEIDER („das Institut wird nicht für das Sortieren von alten Karten bewertet“) umgewidmet. Die Sammlung wurde in ihrer Komplexität auseinandergerissen. Die historischen Karten (ca. 5000 Karten mit Herausgabedatum vor 1870, auch die kostbare Portolankarte des RAFAEL SOLER) sowie die Fotosammlung (Porträts, Luft- und Landschaftsbilder) wurden in das Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum verlagert, die in der Sammlung befindlichen Atlanten gingen zurück in die Bibliothek des Erwin Schrödinger-Zentrums, die wertvollen Reliefs (3 von diesen stehen z.Zt. im Humboldt-Forum) wurden der Obhut von MOHSEN MAKKI, dem Leiter der Gesteinssammlung, übertragen und ca. 10000 Kartendubletten aus dem Sammlungsteil „B“ (Herausgabedatum von 1870 bis 1945) wurden an das Antiquariat Kiefer in Pforzheim verkauft. Lediglich die Wandkartensammlung (ca. 1100 Stück)  und die für die Lehre notwendigen Seminarsätze an topographischen Karten sollten am Institut verbleiben. Da sich aber weder im Grimm-Zentrum noch im Schrödinger-Zentrum und auch nicht im Archiv der Humboldt-Universität ausreichend Stellplatz für die abzugebende Sammlung finden ließ, sind noch immer ca. 80.000 Kartenblätter im Bestand des Geographischen Institutes. Die Sammlungsleitung hat Prof. BAGOLY-SIMÓ übernommen.